Heute ist Internationaler Frauentag. Frauen können so ziemlich alles, oder? Wir sind Mama, Working Girl, Hausfrau, Unternehmerin, Geliebte, Freundin, Kloüberschwemmungsbeseitigerin, Putzfee, Köchin, Zuhörerin, Drölfzig-Dinge-gleichzeitig-Macherin – kurz – Superwoman. So eine Superwoman ist ziemlich stark. Wissen wir. Aber wie stark müssen wir eigentlich sein? Und heißt das, dass wir nie schwach sein dürfen?
Wann werden aus starken Mädchen eigentlich starke Frauen und was, wenn man nicht im “Strong Girls Club” ist oder gar nicht sein mag? Ist es in unserer Gesellschaft okay, einfach mal laut zu sagen: “Nein, das schaffe ich jetzt nicht.”, “Da mache ich nicht mit.”? Wieviel Weakness ist okay, damit man nicht aus dem “Strong Girls Club” fliegt?
Jammer nicht rum, Mädchen! Warum eigentlich nicht?
Vielen geht es gleich aber nur die wenigsten sprechen darüber: Wir, die Duracell-Häschen-Übermuttis vom Dienst, sind manchmal oft überfordert, völlig k.o., mit den Nerven am Ende und könnten kotzen bei dem Gedanken an den nächsten Kindergarten Geburtstag, das nächste Schulfest inklusive “Supermama-wer-backt-den-tollsten-Kuchen”-Wettbewerb. Selbst die begeistertste Küchenfee steht dann abends kurz nach 10 h entnervt in ihrem kleinen Kuchenchaos und überlegt, ob der 0-8-15-Schokokuchen auch ohne Glasur durchgeht oder beim Supermama-Contest total durchfällt. Voll schwach oder? Bye, bye Strong Girls Club. Oder nicht?
Vielleicht ist gerade das stark, auch mal nein sagen zu können. Was wollen wir unseren Töchtern mitgeben – welches Bild vermitteln? Vielleicht, dass man sich durchbeißen muss, auch wenn man nicht mehr kann, weil schwach nicht so gefragt ist? Jammer nicht rum! Warum eigentlich nicht? Sind wir wirklich so unsicher, dass wir uns nicht trauen, mal Schwäche zu zeigen?
Wie oft sehe ich andere Mütter, wie sie sich abplagen, irgendwelchen Mama-Idealen hinterher zu jagen. Ich wette mit euch, dass ganz viele in einem unbeobachteten Moment in Tränen ausbrechen – nur für einen Moment versteht sich – nicht aus Traurigkeit sondern aus schlichter Erschöpfung. Körperliche Erschöpfung aber vor allem geistige, seelische Erschöpfung. Ausgeschöpft. Nix mehr drin. Power off.
Warum haben wir nur so eine riesige Angst davor, mal die Wahrheit zu sagen. “Und, wie geht’s dir so? Ist ganz schön viel alles oder?” – “Ach, das geht schon. Muss ja, nicht?” Hmmm. Gute Frage. Kommt drauf an, wer fragt. Wenn die eigene Mama fragt, die selbst früher alles komplett alleine gestemmt hat, vermutlich Gründungsmitglied im Strong Girls Club war und nie Schwäche gezeigt hat (coole Socke meine Mama), dann bloß keine Schwäche zeigen. Wenn die beste Freundin fragt, obwohl sie selbst genug am Hut hat – so alleinerziehend mit zwei Kindern, Haus und Job? Hmmm. Die hat’s doch noch schwerer als ich. Jammer nicht rum! Ist das das Bild einer starken Frau, das wir unseren Töchtern vermitteln wollen?
Angepasst aber unglücklich? Echt jetzt?
Für mich heißt die Antwort JEIN. Denn ich möchte meinen Mädels unbedingt mitgeben, wie wichtig es ist, nicht immer gleich aufzugeben, dranzubleiben und auch mal durchzuhalten, wenn’s schwer wird. ABER: Mindestens genau so wichtig finde ich, dass meine Töchter in dem Bewusstsein aufwachsen, dass “stark sein” auch heißt, mal Schwäche zu zeigen. Dazu zu stehen, wenn man mal überfordert ist und unbedingt Rat und Hilfe zu suchen, wenn man nicht mehr weiter weiß. Denn Dauerwettrennen um die besten Noten, die beste Ausbildung, den besten Job usw. führt der Leistungs-Tunnelblick leider oft nur zur Endstation Depression und Burn Out.
Das kann doch nicht unser Ernst sein, dass wir vor lauter Leistungsdrang und Streben nach Stärke vergessen, dass nicht jeder diesem Druck gewachsen ist. Ist es nicht sogar viel stärker und letztendlich auch gesünder, auf sich selbst zu schauen, nicht überall mitzumachen und sich den gesellschaftlichen Idealen auch mal zu widersetzen? Geht nicht immer. Ist klar. Sollte aber zumindest möglich sein. Das Getuschel und die hochgezogen Augenbrauen der anderen Supermoms sind doch ein kleiner Preis, wenn die Alternative heißt: Angepasst aber unglücklich.
Meine Töchter sollen wissen, dass sie immer, IMMER geliebt werden, ganz egal wie stark oder schwach sie sind. Völlig wurscht, welchen Weg sie einschlagen werden. Völlig egal ob sie später mal den mikrigen (total selbst gekauften) 0-8-15-Schokokuchen anschleppen, während neben ihnen Supermutti perfekt geschminkt mit Kleinkind am Arm ihre kunstvoll verzierten Osterlämmer zufrieden ihrem Schulkind mit zur Osterfeier mitgibt.
Machen wir uns doch alle das Leben etwas leichter und ziehen die Augenbrauen wieder runter, wenn das nächste Mal eine Ex-Duracell-Häschen-Mama im Batteriesparmodus mit ihrer sorry excuse for a Schokokuchen ankommt. Sie ist doch auch nur eine Mama, die ihr Bestes gibt und ihre eigene Geschichte hat. Denn damit aus “Strong Girls” später mal starke Frauen werden, braucht es einfach ganz viel gegenseitige Unterstützung statt Vergleichen.
Hey, in meinem “Strong Girls Club” ist das kein Ausschlussgrund. Stärke hat so viele Gesichter. In meinem “Strong Girls Club” ist immer Platz für die wirklich starken Mädchen, die sich nicht verstecken, wenn es ihnen dreckig geht und die nicht auf Kosten des eigenen Seelenheils zur Duracell-Häschen-Supermutti mutieren, bloß weil es die Gesellschaft, der allgemeine Leistungsdruck, als Ideal vorgibt.
Wie geht es euch damit – mit unserem Gesellschaftsbild von Stärke? Seid ihr oft überfordert oder stemmt ihr alles immer ganz easy? Duracell-Häschen-Mama oder die Schokokuchen-Mutti?
Lasst mir gerne eure Gedanken zu dem Thema in einem Kommentar!
2 Kommentare
Tine
Strong Girll bedeutet für mich vor allem,dass Mädchen alles erreichen und werden können,was sie wollen..ebenso wie Jungen.